Gebrauchtwagenmarkt leidet unter Abwrackprämie – und das ist gut so

Die Abwrackprämie für alte Fahrzeuge hat den Autombobilherstellern in Deutschland prall gefüllte Auftragsbücher beschert, mit denen sich gut durch die Krise steuern ließ. Hätte es die Abwrackprämie nicht gegeben, hätten wir heute zigtausende zusätzliche Arbeitslose und noch deutlich mehr Kurzarbeit. Aber wo es Gewinner gibt, da gibt es auch Verlierer. Und diese Verlierer sind die Gebrauchtwagenhändler, die nicht von der Abwrackprämie profitieren können. Laut Branchenverband Arbeitsgemeinschaft Altauto ist der Absatz im Automarkt bis 5000 Euro um 80 Prozent zurückgegangen. “Der Markt ist zusammengebrochen”, sagte der Geschäftsführer Gottfried Höll der “Leipziger Volkszeitung”. “Wir sind auf steiler Talfahrt und haben den Tiefpunkt noch nicht erreicht”, sagte er weiter.  “Dem Markt fehlen die Fahrzeuge”, jammert Höll.

Und genau das ist gut so, denn damit hat die Abwrackprämie ihr zweites Ziel erreicht, nämlich den Kraftfahrzeugbestand zu verjüngen. Machen wir uns doch nichts vor: Den Markt für Fahrzeuge bis 5000 Euro gab es auch vor der Einführung der Abwrackprämie kaum noch. Was passierte denn, wenn man mit einem älteren Fahrzeug auf den Hof fuhr, den man in Zahlung geben wollte? Der Neuwagenhändler gab sich auch in den letzten Jahren mit den Altfahrzeugen nicht mehr ab. Zwei, drei Anrufe bei internationalen Autoaufkäufern und das Auto verschwand aus dem deutschen Markt. Selbst Gebrauchtwagenhändler winkten bei 10 Jahre alten Fahrzeugen ab: “Viel zu gefährlich, da müsste ich ja noch Garantie für geben, man steckt doch nicht drin”.

Und so ist es gut, dass der Gebrauchtwagenmarkt für die mittelalten Autos bis 5000 Euro sich reduziert hat. Der Markt verschob sich in den letzten Jahren immer mehr in Richtung Privatverkauf oder Pseudo-Privatverkauf, um die Verbraucherrechte zu umgehen. Und wenn man tatsächlich ein Auto in der Preisklasse kaufen will, dann überlegt man sich sicher auch, ob man dafür nicht einen subventionierten Kleinwagen oder einen Dacia kaufen sollte – denn die sind immerhin neu und warten nur selten mit bitteren Überraschungen auf. Groß sind die Preisunterschiede nämlich nicht mehr…

Wollen wir auch nicht vergessen, dass auch die Umweltplakette für manche der alten Autos zum Problem wurde. Wer hat schon Lust, einen 10 Jahre alten Wagen zu kaufen und dann doch mit Bus und Bahn in die Innenstadt zu fahren? Schade ist sicher, dass es in einigen jahren schwierig werden wird, überhaupt noch Autos aus den 90ern zu finden, aber das ist mehr für die zukünftige Youngtimer-Fraktion ein Thema.

Über Markus Burgdorf 228 Artikel
Markus Burgdorf arbeitet seit über 25 Jahren im Automobilbereich, zuerst als Journalist, dann als Leiter Öffentlichkeitsarbeit namhafter Zulieferer, heute als freier Berater und Geschäftsführender Gesellschafter der deutschen PR- und Internet- Agentur Avandy GmbH.

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