Gebrauchtwagen und Service retten die Bilanz im Kfz-Gewerbe 2013 – Tageszulassungen mit Rekordhoch

Mit einer Bilanz, die als gerade „noch befriedigend“ bezeichnet werden kann, hat das Kfz-Gewerbe das Autojahr 2013 abgeschlossen. Rückgängen im Neuwagenhandel standen gestiegene Umsätze im Service und bei Gebrauchtwagen gegenüber. Insgesamt erzielte das deutsche Kfz-Gewerbe mit seinen 38 500 Betrieben im Jahr 2013 ein Umsatzvolumen von 138,6 Milliarden Euro und damit fast genau den Wert des Vorjahres (138,5 Milliarden Euro).

Im Neuwagengeschäft gingen die Umsätze um 4,6 Prozent auf 52 Milliarden Euro zurück (2012: 54,6 Milliarden Euro). Dabei hat der Anteil der Hersteller- und hersteller-induzierten Händlerzulassungen, darauf wies Robert Rademacher, Präsident des Zentralverbands Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK), in Berlin hin, im Jahr 2013 mit 29,7 Prozent der Neuzulassungen ein neues Höchstniveau erreicht. Der Gebrauchtwagenhandel hingegen blieb mit 46,1 Milliarden Euro (2012: 44,2 Milliarden Euro) um 4,2 Prozent über dem Vorjahreswert. Im Servicegeschäft wuchs der Umsatz um 2,3 Prozent auf 30,9 Milliarden Euro (2012: 30,2 Milliarden Euro).

Die vorläufige Rendite der Betriebe lag im Händlerdurchschnitt bei etwa 1,3 Prozent und damit fast auf dem Niveau des Vorjahres (1,4 Prozent). „Erfreulicherweise haben sich bei Neuwagen die Bruttogewinne etwas besser gehalten, als es angesichts des Preisdruckes aus dem Internet zu erwarten war“, sagte der ZDK-Präsident. Auch die Bruttogewinne im Gebrauchtwagenhandel hätten sich erholt, und der Ertrag im Service zeige sich nach wie vor stabil. Trotzdem sei die durchschnittliche Rendite nach wie vor nicht befriedigend. „Die Händler in den USA melden für 2013 über 2,5 Prozent durchschnittliche Umsatzrendite. Die würden wir uns auch wünschen“, so Rademacher.

Recht optimistisch blickt das Kfz-Gewerbe auf das laufende Jahr. Aufgrund der positiven wirtschaftlichen Rahmenbedingungen werde sich das Neuwagengeschäft auf ein Volumen von etwa drei Millionen Einheiten verbessern. Beim Gebrauchtwagensektor und beim Service erwartet der ZDK eine stabile Marktentwicklung auf dem Niveau des Vorjahres.

Zahl der Auszubildenden rückläufig

Im Wettbewerb um den Nachwuchs musste das Kfz-Gewerbe im Jahr 2013 ein paar Federn lassen. Ein Grund: Die Zahl der Abgänger aus allgemeinbildenden Schulen ist im vergangenen Jahr laut Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) um rund 20 500 gegenüber dem Referenzjahr 2000 zurückgegangen. Darunter hat auch das Kfz-Gewerbe zu leiden. So hat sich die Zahl der Auszubildenden um 3,2 Prozent auf 87 490 verringert (2012: 90 345). Und es wurden im letzten Jahr 23 860 neue Ausbildungsverträge geschlossen, das waren 8,9 Prozent weniger als im Jahr 2012 (26 190).

Zum 31. Dezember 2013 zählte die Branche bundesweit insgesamt 38 500 Kfz-Betriebe, 700 mehr als 2012. Davon waren 17 500 fabrikatsgebundene Betriebe und 21 000 freie Werkstätten. Die erhöhte Zahl der freien Werkstätten ist auf eine Aktualisierung der ZDK-Betriebedatenerfassung zurückzuführen. Entsprechend lag die Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zum 31. Dezember 2013 bei insgesamt 460 000 Menschen in technischen und kaufmännischen Berufen und damit um 6 400 höher als im Vorjahr (453 600).

Kritik an der Rolle des ADAC als Werkstatt-Betreiber

Kritisch setzte sich der ZDK-Präsident mit der aktuellen Situation des ADAC auseinander. Das einzige Rezept, welches dem ADAC helfen könne, sei die rückhaltlose Aufklärung der Vergangenheit und eine neue – sich auf das mitgliedergetriebene Kerngeschäft konzentrierende – Ausrichtung für die Zukunft.

Mit auf diesen Prüfstand gehöre auch das derzeit noch im Kindbett liegende Projekt „ADAC-Werkstätten“. „Dieses Projekt, ein bis zu 150 Betriebe umfassendes Werkstattnetz aufzubauen, ist so überflüssig wie ein Kropf“, so Rademacher wörtlich. Auf dem Servicemarkt gebe es bereits mehr als genügend Wettbewerb. Trotzdem habe der ADAC die Absicht, sich unter Ausnutzung der Sogwirkung seiner Marke auch hier einzumischen. Dies gehöre einfach nicht zu den Aufgaben eines Automobilclubs. Denn sobald dieser selbst im Werkstattmarkt aktiv sei, könne er seiner eigentlichen Aufgabe, als neutraler Qualitätsbeobachter und Tester für die Autofahrer tätig zu sein, nicht mehr nachkommen.

Weder die Kunden, noch die beteiligten Werkstätten hätten Vorteile. Letztere müssten neben einem Rabatt auf den Servicelohn kostspielige Auflagen erfüllen und eine Umsatzbeteiligung an den ADAC abführen. Dem Vernehmen nach schließen manche der bisherigen Abschlepppartner den Vertrag nur deshalb ab, weil sie sonst wirtschaftliche Nachteile zu befürchten hätten. Bei der anstehenden Neuausrichtung des Clubs gehörten laut Rademacher die Pläne zur Schaffung einer Werkstattkette komplett vom Tisch.

Sonderabschreibung für gewerblich genutzte Elektrofahrzeuge gefordert

Um die Verbreitung von gewerblich genutzten Fahrzeugen mit alternativen Antrieben und insbesondere Elektrofahrzeugen zu fördern schlägt der ZDK den politischen Entscheidungsträgern vor, eine Sonderabschreibung in Höhe von 50 Prozent der Anschaffungskosten im ersten Jahr der Nutzung einzuführen. Maßgebliches Kriterium für diese Sonderabschreibung solle der CO2-Ausstoß des Fahrzeugs sein. Das wäre aus Sicht des Kfz-Gewerbes ein sinnvoller Schritt, das von der Bundesregierung avisierte Ziel von einer Million E-Fahrzeugen bis 2020 wenigstens näherungsweise zu erreichen.

Über Markus Burgdorf 230 Artikel
Markus Burgdorf arbeitet seit über 25 Jahren im Automobilbereich, zuerst als Journalist, dann als Leiter Öffentlichkeitsarbeit namhafter Zulieferer, heute als freier Berater und Geschäftsführender Gesellschafter der deutschen PR- und Internet- Agentur Avandy GmbH.

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